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Archive for August, 2014

Mit Vladimir Karaleev im Garten

Vladimir Karaleev – bekannt ist der Bulgare als Modedesigner. Mit 19 Jahren ist er nach Berlin gezogen, um dort Mode zu studieren. 2006 hat er sein eigenes Label gegründet. Seitdem präsentiert er seine zeitgenössische Modekunst jede Saison auf der Fashion Week in Berlin. Auch diesen Sommer, im Garten des Kronprinzenpalais. Ich habe dort mit ihm eine Stunde vor seiner Show über seine Mode, seinen digitalen Alltag und über die Wichtigkeit von Modebloggern gesprochen.

 

Vladimir Karaleev – du hast Letztens gesagt: Räume inspirieren dich. Wie sehr inspiriert dich als Modedesigner der Raum Internet?

 

Na ja, das Internet ist mittlerweile einfach ein riesiges Wohnzimmer geworden. Man steht morgens auf, checkt seine E-Mails – im Internet, dann checkt man vielleicht Facebook, guckt nach Nachrichten und gerät immer weiter hinein. Das ist so, als wenn man ins Wohnzimmer geht. So empfinde ich das jetzt so spontan.

 

Wie würdest du deine aktuelle Kollektion, wenn du sie im Netz mit Schlagwörtern taggen müssten, beschreiben?

 

Oh das, das ist natürlich sehr schwierig. Ich finde es immer schwierig meine Kollektion zu erklären. Ich arbeite sehr visuell und ich kann mich mehr mit Mode ausdrücken, als mit Worten.  Vielleicht kommt das, wenn wir unsere Moodboards fertig stellen, dann muss man den Prozess ein bisschen transformieren und anderen Leuten dann erklären, was wir genau im Studio machen. Aber diese Kollektion ist eine Zusammenmischung aus Abendmode und Strand, auf eine futuristische Art und Weise. Also so kann ich das so ganz kurz beschreiben. Also es ist… ja, siehst du, das sind jetzt keine Schlagwörter mehr. Ich versuche zu beschreiben. Texte werden auch immer interpretiert. Jeder Text ist einfach eine Interpretation. Wenn ich jetzt Surfwear sage, dann stellt man sich immer die 90er vor. Wenn ich aber jetzt sage wir haben auch ziemlich viele Seidenstoffe, dann ist das wieder etwas ganz anderes. Man braucht ziemlich viel Beschreibung und ist dann man manchmal sehr verwirrt.

 

Wie sieht das mit Strukturen und Farbgebungen in der neuen Kollektion aus?

 

Also Texturen spielen eine ganz große Rolle. Wir spielen stark mit unterschiedlichen Stoffqualitäten, die unterschiedliche Strukturen haben und unterschiedliche Transparenz. Das ist irgendwie sehr schön und das ist ein sehr wichtiger Aspekt für mich.

 

(guckt aufs Handy)

 

Guck gerne eben aufs Handy – nicht dass dein Bruder sich hierhin verfährt.

 

Ja, danke. Ich hab ihm gesagt, er soll mit dem Fahrrad kommen und nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln! Das geht in Berlin besser.

 

Was glaubst du, wie wichtig ist das Internet für die Modewelt?

 

Ich würde sagen, sehr, sehr wichtig. Also man informiert sich über Mode oft übers Internet. Es gibt Livestreams von Shows,  man muss nicht einmal da sein, das Internet hat das alles sehr demokratisiert und globalisiert. Also ich würde sagen eine Modenschau ist eine Art Fachveranstaltung, wo nur geladene Gäste… wie heisst das… da sein…

 

(Er kramt in seinem deutschen Vokabular)

 

…eingeladen sind.

 

Ja, genau. Das ist normalerweise eine geschlossene Veranstaltung. Und jetzt kann man eben die Shows, die man normalerweise nicht sehen kann sogar als Erster gleich mit im Livestream gucken und genau in dem Moment auch mitbekommen. Das hat sich schon alles sehr, sehr geändert natürlich.

 

Wie wichtig ist das Netz denn für deine eigene Mode? Du hast ja auch eine Internetseite mit Onlineshop und ein Vladimir Karaleev Facebookprofil.

 

Ja natürlich, das Netz ist auch sehr wichtig für mich. Über die Social Media Kanäle kommuniziert man, die Leute nehmen teil daran. Das meinte ich eben, Mode ist nicht mehr unnahbar. Das ist es irgendwie. Die gibt es nicht mehr nur in teuren Magazinen zu kaufen. Jeder hat Zugriff, auf Bilder und auf Informationen. Mode ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft und das hängt natürlich mit vielen Komponenten zusammen, ja.

 

Hier von der Fashionweek wird nach deiner Show oder schon währenddessen ne Menge über deine Kollektion geblockt. Liest du eigentlich selber Modeblogs?

 

(zögert) Also lesen… ich gucke mir gerne Bilder an! Vor Allem, wenn die Shows schon vorbei sind, dann gucke ich mir gerne die ganzen Showbilder an. Auch momentan in der intensiven Phase, wo ich zum Beispiel gestern auch ein paar Shows verpasst habe, die ich mir anschauen wollte. Dann guck ich die mir natürlich gleich online an. Ich interessiere mich einfach sehr für Mode. Ich hab jetzt keinen Ort im Internet, an dem ich regelmäßig bin, aber ich surfe einfach oder klicke drauf, wenn mir jemand einen Link oder eine Nachricht schickt „Schau mal, das ist irgendwie toll“. Ab und zu gucke ich auch auf verschiedenen Modeblogs oder, wo ich nach einer Show immer bin, ist style.com. Die sind sehr übersichtlich und immer sehr schnell mit den Bildern. Also ich bin viel im Internet unterwegs.

 

Wie wichtig sind denn Modeblogger für dich? Vor Allem in den letzten Jahren kommen ja nicht nur Journalisten, sondern auch viele Modebloger zu den Shows der Designer. Spielen die für die Verbreitung deiner Mode eine Rolle?

 

Dann tun sie auf jeden Fall. Wenn ich mir unsere Fanseite anschaue, wie viel neue Likes wir bekommen, oder einfach wie über meine Entwürfe gesprochen wird – ja die Modeblogs sind ein sehr interessantes und hilfreiches Tool, um die Popularität der Marke zusätzlich zu steigern.

 

Wie sieht deine perfekte virtuelle Frontrow aus, wenn du sie dir zusammenstellen könntest?

 

(lacht) Oh, oh, das kann ich glaube ich nicht wirklich sagen. Vielleicht einfach die wichtigsten Modeblogs, die Onlinemagazine der großen Magazine. Und eigentlich ist das auch schon so – ich hab die schon, wenn ich das so sagen darf. Ich freu mich, dass die guten Magazine, die Onlinemagazine auch immer sofort nachdem die Show vorbei ist berichten, das heisst sie waren da!

 

Gibt es denn jemanden, eine Person, eine Muse, die du gerne Mal zu einer deiner Shows einladen würdest?

 

Also ich bin jetzt nicht wirklich auf Personen fixiert. Ich freu mich natürlich, wenn sich jemand für meine Mode interessiert. Aber ich würde das jetzt nicht überexponieren, dass jemand bei mir war. Die Leute sollen es mögen. Also wenn es jemand wirklich mag, was ich tue, dann freue ich mich. Ich bin aber kein Fan von bezahlter PR. Ich hab kein Problem damit, das funktioniert für andere Marken auch ganz gut – das verstehe ich auch, aber das ist glaube irgendwie ich nichts für mich.

 

Was machst du nach einer Show – heute zum Beispiel?

 

Ja das ist total komisch. Die Show dauert 10 Minuten… (guckt in den Himmel, es sollte Regen geben)

 

Das Wetter ist noch gut…

 

Das Wetter ist noch gut, ja? (lächelt erleichtert) Gut.

Also, das ist irgendwie komisch, weil der Alltag einfach weiter geht. Das ist irgendwie wirklich… man sammelt in diesen Monaten so viel! Dann die Vorbereitung, dann 10 Minuten Show und dann ist wieder alles gut. Das ist irgendwie ein seltsames Gefühl, aber auch befriedigend auf eine Art und Weise.

 

Und wie geht’s dir jetzt hier im Garten, mit noch gutem Wetter und einer Stunde vor der Show?

 

Man kann nix ändern! Die Kollektion steht da und alles sieht gut aus. Ich glaube, man muss dann einfach die Momente vor der Show geniessen!