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Archive for Juli, 2014

Ich blogge, also bin ich.

Was würde René Descartes dazu sagen, wenn wir seinen philosophischen Grundsatz auf diese Art und Weise modernisieren würden. Ist “Ich blogge, also bin ich” die 2014er Variante vom 1641 erdachten “Ich denke, also bin ich”? Um zu denken, muss man sein. Um zu bloggen, muss man auch sein. Das, was mir manchmal bei Gebloggtem fehlt, ist das Denken. Und wenn Bloggen nichts mehr mit denken zu tun hat, dann sprechen ich von den Blogs, die ich nicht lese, weshalb ich sie auch nicht benennen kann. Trotzdem schlittert man manchmal unweigerlich dran vorbei. An gebloggtem Blabla, am Bloggen um des Geltungswillens Blogger zu sein. Es wird nicht weniger. Überall ploppen täglich neue Blogs auf, das Internet is voll davon. Und so wie sich jeder, der schon mal einen beliebigen Text veröffentlicht hat, Journalist nennen darf, so ist es auch mit den Bloggern. Ich habe ein WordPress-Template. Blogger! Ähnlich war es kürzlich auch bei mir. Ich hatte ein WordPress-Template. Und eine Domain. Ihr würdet sagen, ich bin Bloggerin. Ich sage, ich schreibe Gedanken ins Netz, die mich beschäftigen und veröffentliche sie. Über diese Dinge kann man grübeln, diskutieren, sie für gut oder schlecht befinden. Zumindest versuche es 2014 auch noch à la Descartes:

Ich blogge, also denke ich!

Letzter Montag

Fashionweek

Oben links die geliebte graue Jogginghose, daneben die schwarze Fläche – ein langer Rock, unten links der Kurze, darauf das Tuch, dass ich entweder um den Hals oder als Kopftuch getragen haben und wiederrum daneben das Tanktop ist neu. Was mit Farbe, ganz untypisch. In der Mitte das für mich wichtigste Utensil der letzten Woche, mein Mikrofon und ein Aufnahmegerät.

Es war Fashionweek in Berlin!

Ich fahre da immer wieder gern hin. Ich liebe Mode, lasse mich wahnsinnig gern von Neuem inspirieren und treffe sehr gern ebenso interessierte Menschen. Damit meine ich nicht die, die sich für genau diese halten, sondern die, die sich wirklich interessieren. Von den Anderen habe ich letzte Woche wieder viel zu viele gesehen, zum Glück aus der Ferne – wobei man Ferne frei definieren darf. Einige der interessierten Menschen möchte ich Euch gern vorstellen. Allen voran meine Herzensfreundin Caecilia Pohl, die auf der einen Seite für die Taschen von www.viereckedrei.de verantwortlich ist und Mode an der Hochschule Weißensee studiert. Wir zwei haben uns vor langer Zeit in Frankreich kennengelernt, in Toulouse. Sie: Erasmusstudentin – ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass es Romanistik war, ich: Journalismusstipendiatin des DFI. Wir haben gemeinsam das kulturelle Leben in Toulouse erforscht. Viel Theater, Kino, Besuche in Museen, in den Pyrenäen. Heute machen wir das alles bis auf die Pyrenäen in Berlin und Köln, geblieben ist eine tolle Freundschaft.

seefashion

Letzten Montag hat die Hochschule Weißensee als Auftakt für die Fashionweek diesen Sommer ihre Semesterarbeiten gezeigt. Caecilia natürlich auch. Sie studiert dort seit mittlerweile 2 Jahren.

Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, war die seeFASHION eine unangestrengte, unkonventionelle Fashionshow, mit Freunden, Familie und auch nur einigen,  zumindest für diesen Abend, hauptberuflichen Journalisten.

Auch ich war ja eigentlich privat da, auf der Gästeliste von meiner Freundin.  Trotzdem habe ich mich dazu entschieden, etwas über diesen Abend zu schreiben. Ich finde, dass man gerade Leute, die noch nicht, aber sehr wahsrcheinlich irgendwann in Zukunft die großen Runways bespielen, unterstützen muss.

Geschriebenes über großen Shows von Michael Michalsky oder Kilian Kerner findet man im Netz en masse.

Regen

Trotz heftigem Platzregen ham die Modestudenten die seeFASHION durchgezogen. Draussen konnte zwar niemand mehr sitzen, weil wirklich alles unter Wasser stand, drinnen war es dann um so muckeliger. Ich war trotzdem froh, dass ich einen Platz hatte und nicht stehen musste.Foto 1 Foto 2 Foto 3

Wenn ich ehrlich bin, habe ich Caecilias Outfits verpasst, beziehungsweise an mir vorbeilaufen sehen. Nicht übersehen, sondern “mitgesehen” vielleicht. Jeder Student hat eins bis drei Outfits kreiert, Vorgabe war ein Outfit habe ich mir später von Caecilia erzählen lassen. Sei selbst hat drei gemacht, die sie mir Tage später dann in Ruhe in einer kleinen Nachpräsentation gezeigt hat.

Für zwei der drei Stücke bin ich definitiv zu klein. Ein grüner-weißer Overall – ärmellos, ein Kleid aus oranger Seide mit Aufdruck und ein zweites Kleid, kurz, weiß, auch mit Druck in schwarz. Mit Druck ist kein Siebdruck gemeint, hier ist gedruckt, gebügelt. Heiss gemachte Vogelgitter aus Plastik – aus dem Baumarkt, auf den Stoffstücken zu einem Verbund gebügelt. Schichtweise, mal allein und großflächig wie auf dem Overall. Das grün ist hier übrigens das Vogelgitter. So entsteht eine Art verzogenes Pixelmuster, eine Glitch-Optik, die mancher Gamer sehr wahrscheinlich aus einigen seiner Spielen kennt. Ein Glitch stört, ist verzogen, flirrt, flimmert und flackert auf. Dass das auf Stoff ebenso funktioniert wie digital, sieht man gut am weißen kurzen Kleid mit dem schwarzen draufgebügeltem Gitter, weil der Stoff durchlässig und nicht blickdicht ist.

Aber da ich leider nur “mitgesehen” habe, zudem in der zweiten Reihe saß und in dem Moment, als Caecilias Outfits den Laufsteg überquerten, nach meinem Weinglas am Boden griff, gibt es von diesen drei Outfits nun leider keine Fotos. Ich muss Euch vertrösten, gelobe Nachlieferung und hoffe ich auf ein weiteres Weinglas Verständnis eurerseits.

Analog und unterwegs

Zugfahrt Berlin-Köln, Boardbistro. Was Maike wohl macht?! Handy, Kalender-App. Wie lange sind wir jetzt schon „echte“ Freunde? Solche, die sich nur Quality-time gönnen? Zwei Wochen, drei Wochen? Die Rechnung vom Italiener, bei dem wir vor dieser ungefähren Zeit unsere analoge Freundschaft beschlossen haben, ist bei Maike im Portemonaie. Heisst, bevor ich das rausfinde, habe ich Maike längst wieder getroffen. Normalerweise würde ich jetzt kurz ne SMS schicken und fragen. What’s App hat bei uns eh nie wirklich funktioniert. Aber SMS gibt es 1996 noch nicht, zumindest nicht bei uns. Weder Maike, noch ich hatten damals ein Handy. Meine erste SMS habe ich erst drei Jahre später geschrieben. Empfänger: Katrin oder Fabrice. Beste Freundin oder erster Freund. Ich wollte unbedingt ein Alcatel One Touch Easy haben, in gelb, Fabrice hatte das. Bekommen habe ich ein Nokia 5110 mit gelber Wechselschale. Bessere Technik, hat Papa gesagt. Die SMS von damals sind immer noch auf dem Telefon, beziehungsweise auf dem Telefon und auf einer analogen Festplatte gesichert. Ganz ohne Kabel übertragen, aufgeschrieben in einem Buch. Ein cremefarbenes Bastbuch. Das hat Zeit gekostet. Quality-time. SMS übertragen und den Tag im Briefbuch skizzieren. Ersteres war eigentlich völliger Quatsch, aber der Drang danach Geschriebenes auch wirklich zu erhalten war größer. Ich hatte der Technik damals trotz Papa nicht vertraut. Es war doch wichtig, was Freunde sms-ten! Das musste man festhalten! Heute vertraue ich der Technik auch nicht, trotzdem schreibe ich meine SMSse,  What’s App, Twitter oder Facebook-Nachrichten nicht mehr in ein Buch. Ich sichere sie noch nicht einmal auf einer externen Festplatte. Diese Nachrichten, wie sehr ich mich auch über jede Einzelne freue, sind keine kleinen Briefe mehr, sie sind kurze Information, Zeitvertreib, Kurzemotionen, Langeweile oder Teilhabe. Kurzemotion plus kurze Information aus dem Zug wollte ich eben auch Maike senden. Nein. Wir sind analoge Freunde. Noch 2 Stunden 30 zu fahren. Dann: Klingeln und Quality-time.

Meine analoge Freundin

Es ist 1996, meine Freundin ist weg und bräunt sich in der Südsee. Sehen konnte man das auf Facebook oder Instagram damals nicht. Wenn es dort schön war, im Sommerurlaub mit den Eltern, musste man den Sätzen auf der Postkarte glauben, die bei einem Südseeurlaub meist erst 3 Wochen nach dem Urlaub ankam und auf der häufig nur der Satz „Hier ist es sehr schön, die Sonne scheint, mehr zu Hause“ stand. Dann hat man sich nach dem Urlaub persönlich getroffen. Dafür hat die analoge Freundin natürlich zu Hause auf dem Festnetz angerufen. 02191… und dann?! Telefonnummern von Freunden, beziehungsweise von den Eltern der Freunde, kannte man 1996 auswendig. Tatsächlich! Ja, man konnte in „Notfällen“ gegebenenfalls sogar auch von unterwegs aus einer Telefonzelle anrufen. Ich hab das öfter gemacht, ich hatte öfter solche Notfälle und immer Kleingeld dabei. Telefoniert habe ich dann mit Freundinnen, die noch nicht zum verabredeten Termin da waren, mit Jungs (zusammen mit Freundinnen, die pünktlich kamen), auch an Gewinnspielen im Fernsehen habe ich so teilgenommen. Damals als es noch die Sendung Jeopardy gab und Frank Elstner 10 handsignierte Backstreet Boys CD’s verloste. Schon bevor die Nummer eingeblendet wurde, stand ich nicht weit von zu Hause in einer Telefonzelle am Remscheider Hauptbahnhof. Mama hat währenddessen mit einer Freundin telefoniert. Luxuriöser war’s natürlich, wenn Mama nicht telefonierte oder Papa nicht im Internet war, dann konnte man einfach im eigenen Zimmer telefonieren. Natürlich nur bis Papa wieder ins Netz musste oder ein Fax ankam. Für Papa oder für einen selber, Mama hat nie Faxe bekommen. An mich adressierte Faxe kamen meist von meiner analogen besten Freundin oder meinem Freund. Ich habe heute noch einen dicken Ordner mit Thermopapier von Katrin und Fabrice im Keller. Verblichen natürlich, fast unlesbar. Manchmal kam ich von der Schule nach Hause und der halbe Flur war hübsch zugedeckt mit Texten, wahlweise von einem der Beiden. Meinen Vater das hat viele Faxpapierrollen gekostet, mich viel Zeit zurückzuschreiben. Zeit, die wir zwar heute auch noch hätten, freischaufeln könnten, es aber nicht machen. Es geht ja mittlerweile schneller und direkter. Wann habt ihr einer Freundin von euch zuletzt einen Brief geschrieben? Eine Postkarte aus dem Urlaub geschickt? Einen Zettel an die Hautür geklebt? Ans Auto? Ins Fach auf der Arbeit gelegt? Wann habt ihr zuletzt einfach so bei einer Freundin geklingelt, ohne zu wissen, dass sie da ist? Hhm, genau. Man schickt Whats App Nachrichten, verlinkt jemanden bei Facebook, bindet die Freundin auf Twitter ein oder telefoniert mit ihr während man auf dem Weg ist andere Dinge zu tun. Ich war nie eines des Mädchen, die abends „Telefonzeit“ mit ihren Girls hatte, aber ich habe Faxe geschrieben, Postkarten, Briefe, hatte zeitweise mit 14 sogar ein Briefbuch und habe mich in der Schule für nach der Schule verabredet und diese Verabredung auch eingehalten. Das alles will ich zurück! Meine analoge Freundin und ich haben uns letzte Woche nach zwei Gläsern Wein beim Italiener gefragt, ob wir Zwei das heute noch hinbekommen würden. Wie wäre das, sich gegenseitig in allen Social Media Kanälen zu löschen und wieder analog befreundet zu sein – ohne Fax, es sei denn wir sind beide zur gleichen Zeit auf Besuch bei unseren Eltern und Papa ist nicht online. Würde das klappen? Würde unsere Freundschaft darunter leiden? Wie schwer würde es uns fallen zu kommunizieren und zu treffen und auszutauschen? Und vor Allem: Wie lange halten wir das aus? Ob unser Experiment tatsächlich funktioniert, das wissen wir noch nicht, aber wir sind gerade dabei es zu erfahren. Wir arbeiten zusammen, nicht regelmäßig, wir haben keine festen Terminpläne, sehen uns dort also auch nicht regelmäßig. Wir sind fast Nachbarinnen, jedoch in unterschiedlichen Straßen mit unterschiedlichen Büdchen an denen wir unseren Kaffee kaufen, aber zumindest wohnen wir im gleichen Viertel. Und wir wissen wo unser Auto steht, beziehungsweise in meinem Fall die Vespa. Trotzdem ist das Einzige, was ich noch von ihr habe ein Zettel des italienischen Restaurants in dem wir saßen, mit ihrer Nummer drauf.

Maike: 0171…, für den „Notfall“.

Katze erwacht.

Man hat es kaum für möglich gehalten, aber die katzeaushack is aus ihrer komatösen Abwesenheit erwacht. Sie ist wohlauf, ihr geht es sehr gut, sie hat weder Schrammen, noch ist sie weggelaufen. Sie hat sich zwar nicht abgemeldet und auch nicht Bescheid gegeben wohin sie geht, aber das sind wir von Katzen ja gewöhnt. Plötzlich steht sie schnurrend vor der Tür und möchte beschäftigt werden. Ich lasse sie kurz bei Euch und gehe Futter kaufen, ok?!

 

simonscat